Post Covid Syndrom

Post-Covid-Syndrom: Gefahr von Corona Langzeitfolgen

Sicher hat man schonmal irgendwo etwas von einem Post-Covid-Syndrom gehört, diesem aber nicht wirklich viel Beachtung geschenkt.
Dadurch, dass bei uns in Deutschland die Fallzahlen steigen, aber die Anzahl der täglichen Todesfälle nicht, sinkt der Respekt vor dem Virus.
Es gibt bei uns nur eine „kleine“ Menge an Menschen, die pro Tag an Covid-19 verstirbt (ca. 10-20 Menschen).
Erklären lässt sich das ganze mit der Demografie, also der Altersverteilung in Deutschland. Es infizieren sich momentan eher junge Menschen, was sich aber wahrscheinlich mit steigenden Fallzahlen ändern wird.

Denkt man nun also, dass man als Nicht-Risikopatient nichts zu befürchten hat, kann das fatale Folgen haben.
Auch wenn die Infektion mit Corona an sich nicht gefährlich sein muss, so beobachten Forscher weltweit zunehmend Fälle des Post-Covid-Syndroms bzw. Long-Covid-Syndroms, bei dem Patienten oft noch Monate nach der eigentlichen Erkrankung an Symptomen leiden.

In einer Studie der Trinity Universität in Dublin (Irland) wurden 128 Menschen, die mit Covid-19 infiziert waren befragt. 52% berichteten von anhaltender Müdigkeit. Die Meisten konnten auch nach 10 Wochen noch nicht wieder arbeiten. Das Durchschnittsalter der Personen lag bei 50 Jahren.

Man muss also festhalten, dass nach überstandener Krankheit auch Nicht-Risikopatienten und leicht Erkrankte von gefährlichen Langzeitschäden betroffen sein können. Die Anzahl an Menschen auf Intensivstationen spiegelt nur die Gefahr der aktiven Infektion wider.

Covid-19 ist längst keine reine Lungenkrankheit mehr – es ist eine Multisystemerkrankung.

„Alle Organe können infiziert werden.“

Professor Dr. Tobias Welte, Pneumologe an der Medizinischen Hochschule Hannover

Es gibt immer mehr Beweise, dass Corona Langzeitfolgen für Gehirn, Lunge und Nieren haben kann.

Sollte man jetzt mehr Angst vor Covid-19 haben?

Post-Covid-Syndrom: Langzeitfolgen für Leicht Erkrankte?

Die vorausgegangene Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Tauscht man allerdings „Angst“ mit „Respekt“, dann trifft die Aussage zu.
Durch Langzeitschäden kann ein Betroffener ein Leben lang eingeschränkt sein.

Berichtet wird über Einschränkungen diverser Art.

Eine Studie des CDC (Center for Disease Control and Prevention) befasste sich mit 292 Covid-19 infizierten Personen.
Die Teilnehmer waren bunt gemischt – das jüngste Alter war 18.

Die erste Befragung erfolgte während der aktiven Infektion. Dort gaben 94% der Probanden an Symptome zu haben.
In einem Telefonat (ca. 16 Tage nach der Infektion) wurden sie zum zweiten Mal befragt. Hier stellten die Forscher fest, dass 35% der 94%, die während der aktiven Infektion Symptome gezeigt hatten, immer noch welche hatten. Ein Drittel wäre also noch immer nicht gesund.

26% der 18-34 Jährigen, 32% der 35-49 Jährigen und 47% der 50+ Jährigen beklagten sich über Symptome – auch nach überstandener Krankheit.

In einer anderen Studie aus Italien interviewten Forscher 143 Menschen, die aufgrund von Corona in einem Krankenhaus behandelt worden sind. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 56,5 Jahre.

72,7% litten im Krankenhaus unter einer interstitiellen Pneumonie (Vernarbung des Bindegewebes in der Lunge durch eine Entzündung dieser) [in dem Fall ausgelöst durch Covid-19].

60 Tage nach dem Auftreten des ersten Covid-19 Symptoms wurden die Patienten nochmals befragt.
Nur 12,6% waren zu diesem Zeitpunkt völlig gesund und frei von jeglichen Symptomen32% hatten mindestens eines oder zwei55% drei oder mehr.
Es waren aber bei keinem Symptome einer aktiven Infektion (z.B. Fieber), sondern eher solche, die die Lebensqualität massiv verschlechtern, wie 44% angaben.

Post-Covid-Syndrom Studie
Links sieht man die verschiedenen Symptome. Diese werden dann vergleichen bei einer akuten Covid-19 Infektion und solchen, die nach einer Erkrankung auftreten/weiterhin vorhanden sind.

Laut der Studie hatten also mindestens 87,4% der Betroffenen mindestens ein Symptom nach eigentlich überstandener Krankheit.

Das „The Body Politic Covid-19 Support Group“ Projekt

14.000 Menschen mit dem Post-Covid-Syndrom haben sich zusammengeschlossen, um mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.

Dort wurden 640 Betroffene gefragt, wie es ihnen geht. 90% gaben an, dass sie sich auch 40 Tagen nach der Infektion noch nicht wieder erholt haben.

Häufige Post-Covid Symptome

Am häufigsten sind Beschwerden wie

  • Husten
  • Fieber
  • Atembeschwerden
  • Schwitzen
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Benommenheit
  • Magen-Darm-Probleme
  • Brainfog (Gehirn fühlt sich wie vernebelt an)
  • Erschöpfung
  • Gesunkene Belastbarkeit

Die Bloggerin Lena Dunham beschreibt ihr Post-Covid-Syndrom folgendermaßen:

„Die Nerven in meinen Füßen brannten und die Muskeln arbeiteten nicht mehr. Meine Hände waren taub. Ich konnte keine lauten Geräusche mehr ertragen. Ich habe meinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren.“

Weiter spricht sie von „erdrückender Müdigkeit in Verbindung mit heftigen Kopfschmerzen und Atembeschwerden“.

Lesen Sie hier, wie Graphen unser Verständnis von Covid-19 beeinflussen.

Kann das Post-Covid-Syndrom Fatigue auslösen?

Kann Covid-19, sollten sich Langzeitschäden ausprägen, eigentlich Mylagische Enzephalomyelitis (ME) bzw. Chronic Fatigue Syndrom (CFS) [kurz: Fatigue] bzw. Chronisches Erschöpfungs Syndrom hervorrufen?

Häufig ausgelöst durch Viruserkrankungen (wie Corona eine ist), ist das CFS – so harmlos es auch klingt – eine wirklich ernstzunehmende Krankheit.
Betroffene sind durch chronische Erschöpfung/Müdigkeit und eine Vielzahl anderer Symptome den Großteil ihrer restlichen Lebenszeit ans Bett gefesselt und können das Haus fast nicht mehr verlassen.
An Aktivitäten wie z.B. Sport ist dann nicht mehr zu denken. Sogar Arbeiten wird nicht mehr möglich sein, da sogar zu langes Reden einen so sehr erschöpfen kann, dass der Körper sich erschöpft fühlt. Begleitet wird das ganze von Schmerzen.

Erst nach 6 Monaten anhaltender, chronisch hoher Erschöpfung und Müdigkeit gilt man als erkrankt.

Als Auslöser wird momentan eine Fehlfunktion des Immunsystems gehandelt.

Eine Studie, die sich mit Betroffenen der SARS – Epidemie 2003 beschäftigt hat, hat rausgefunden, dass von 233 Teilnehmern nach vier Jahren immer noch 40% an psychischen Erkrankungen und 40,3% an chronischen Müdigkeitsproblemen leiden.
27,1% erfüllen alle Kriterien einer CFS/ME Erkrankung.

Dennoch ist es noch nicht sicher, ob das Post-Covid-Syndrom CFS/ME auslösen kann. Es spricht allerdings vieles dafür.

Manche Forscher gehen sogar einen Schritt weiter:

„Die Frage ist nicht ob jemand CFS/ME entwickeln wird – sie ist wie viele.“

Alain Moreau, Professor auf der Universität Montreal (Kanada)

Was kann man dagegen tun?

Hat man den Verdacht, dass man eventuell in der Vergangenheit mit Covid-19 infiziert gewesen sein könnte oder immer noch Symptome nach eigentlich überstandener Krankheit, dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.
Außerdem wäre ein professioneller Check der Lunge ratsam, da vernarbtes Lungengewebe oder Schäden an der Lunge eher nicht für CFS/ME sprechen.
Chronische Erschöpfung und Kreislaufprobleme nach alltäglichen Aktivitäten, wie z.B. Treppen steigen, allerdings schon.

Aktiv kann man Folgendes dagegen tun:

1) Als Erstes sollte man abwarten und sich nicht überanstrengen. Wenn etwas einen zu sehr erschöpft, sollte man es sein lassen.
Generell ist ein sparsamerer Umgang mit dem eigenen Energiespeicher empfehlenswert.

2) Dann sollte man seinen Tag im Voraus planen, sodass keine unvorhergesehen, anstrengenden Aufgaben erledigt werden müssen.
Der Körper braucht Ruhe!

3) Wichtige Aufgaben sollte man priorisieren und unnötiges weglassen.

4) Der Berufseinstieg sollte auch nicht überstürzt ablaufen. Jeglicher Stress ist zu vermeiden.

5) Leichte sportliche Aktivitäten – solange sie nicht zu sehr erschöpfen – sind ratsam.

So maximiert man seine Chancen auf eine schnelle Genesung!

ABER ACHTUNG! Bei Fieber bitte sofort zum Arzt!

Fazit

Obwohl das Post-Covid-Syndrom noch nicht ausreichend genug untersucht ist – was der kurzen Zeit seiner Existenz geschuldet ist – und man noch keine voreiligen Schlüsse ziehen darf, stellt es doch eine potenzielle Gefahr dar!

Man sollte also zweimal nachdenken, ob Covid-19 einem nichts anhaben kann, bevor man danach vielleicht den Rest seines Lebens mit massiven Einschränkungen zurechtkommen muss.

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