In den letzten Jahren ist der Bestand diverser Arten massiv zurückgegangen oder hat zum Aussterben dieser geführt. Eines der eindrucksvollsten Beispiele ist das des letzten lebenden nördlichen Breitmaulnashorns „Sudan“. Nachdem er 2018, aufgrund von Altersschwäche, eingeschläfert werden musste, verbleiben nur noch zwei weibliche Exemplare, sodass diese Unterart sicher ausgestorben ist.

Aber auch Schildkröten sind bedroht. Ob sie nun aufgrund ihrer Panzer, Eier oder des Fleisches gejagt und getötet werden, spielt hierbei keine Rolle. Mittlerweile ist jede zweite Schildkrötenart vom Aussterben bedroht, obwohl diese Kreaturen schon seit über 200 Millionen Jahren auf der Erde leben. Aber auch Verlust von Lebensraum und Verschmutzung der Weltmeere verschlechtert ihre Situation dramatisch (Plastik).
Wir erleben zur Zeit das größte Massenaussterben im Tier- und Pflanzenreich, seit dem Verschwinden der Dinosaurier von vor 66 Millionen Jahren. Jeden Tag sterben weltweit ca. 130 Tier- und Pflanzenarten aus.
Biodiversitätskonvention
Seit November 1993 gilt dieses internationale Umweltabkommen. 196 Vertragspartner bzw. 168 Staaten haben den Vertrag zum Schutz der biologischen Vielfalt und nachhaltigen Nutzung ihrer Bestandteile unterzeichnet. Seit 2012 tagt der Biodiversitätsrat (IPBES).
Koevolution
Laut Definition ist das ein evolutionärer Prozess, der wechselseitigen Anpassung zweier interagierender Arten, der sich über lange Zeiträume erstreckt.
Praktisch übertragen auf das Verschwinden von Arten – genauer: Insektensterben – bedeutet das, dass es im Laufe der Zeit, durch die Evolution, Anpassungen zwischen Blüte und Bestäuber gab.
(Passive Anpassungen durch Mutationen, also Zufall; keine gezielte Entwicklung)
Beispiel: Die symbiotische Beziehung* zwischen Biene und Salbei
78 bis 94% aller Blütenpflanzen sind auf eine Fremdbestäubung angewiesen. Um diese Bestäubung durch Insekten zu garantieren, haben Pflanzen über einen längeren Zeitraum Systeme entwickelt, wie sie Tieren anlocken können.
Der Salbei hat eine Art Kippmechanismus eingebaut. Setzt sich eine Biene auf die Blüte, so tritt dieser in Kraft und die Staubblätter des Salbeis kleben dem Insekt Pollen auf den Rücken. Die Biene fliegt mit dem leckeren Nektar davon und verteilt unwissentlich die Pollen der Pflanze, sodass diese sich vermehren kann.
Das Problem hierbei ist aber, dass diese beiden Arten sich im Laufe der Evolution so stark gegenseitig angepasst haben (Achtung: Alles passiv und durch Evolution!).
Insekten haben auf die Blüte spezialisierte Mundwerkzeuge entwickelt und Pflanzen besitzen besondere Duftstoffe bzw. helle Blütenfarben.
Wenn das biologische Gleichgewicht nicht gestört wird, hat die Biene eine sichere Nahrungsquelle (Monopolstellung) und die Fortpflanzung des Salbeis funktioniert ohne Probleme (Sicherung der Fortpflanzung).
Fällt aber eine Art weg, so kann die andere Seite dies meist nicht vernünftig kompensieren. Der Kippmechanismus beispielsweise ist so präzise auf die Biene ausgelegt, dass andere Bestäuber ihn nicht auslösen würden. Dann kann es passieren, dass der Salbei nur Nektar an Insekten verliert, aber nicht seine Pollen weitergibt.
Oder sollte die Pflanzenart aussterben, kann das Insekt mit seinen Mundwerkzeugen nichts mehr anfangen, da diese bei anderen Blüten nutzlos sind.
Den Prozess, dass ein bestimmter Bestäuber, durch die Koevolution, nur mit einer Pflanzenart eine Wechselbeziehung führt, nennt man Blütenstetigkeit.
Wichtig ist aber noch anzumerken, dass diese Beziehung keine Freundschaft ist, sondern eher ein enges Konkurrenzverhältnis.
|* Symbiotische Beziehung: Wechselwirkung zwischen zwei Arten, in der beide einen Vorteil haben.
Beispiele
Betrachtet man z.B. die Roten Listen* in Bayern, dann kann man dort feststellen, dass 40% der bekannten Tierarten als ausgestorben, verschollen oder bedroht gelten.
In Österreich ist der Wirbeltierbestand von 1986 bis 2015 um 70% zurückgegangen – weltweit in den letzten 50 Jahren um 60%.
|* Rote Liste: Verzeichnisse ausgestorbener, verschollener und gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften sowie Biotoptypen und Biotopkomplexe.
Gründe
Es gibt viele Gründe für den rasanten Verlust der Biodiversität auf der Erde.
- Waldrodung
- Straßenbau
- Landwirtschaft
- Klimawandel
- Staudämme
- Pestizide
- Bevölkerungswachstum (Globale Bevölkerung hat sich von 1970 bis heute mehr als verdoppelt)

Insgesamt ist der Verlust von Lebensraum der Hauptgrund des Massenaussterbens. Dadurch werden auch Pandemien wahrscheinlicher (Zoonose).
„Eigentlich hängen alle Faktoren, die heute Pflanzen und Tiere bedrohen, direkt mit uns Menschen zusammen […]. Menschen wandeln natürliche Ökosysteme um, zerstören Lebensräume […] und entnehmen zu viele Tiere und Pflanzen. Es liegt einfach alles an uns.“
Heute
Momentan sind 36% aller Säugetiere auf der Erde Menschen, 60% sind Nutztiere des Menschen (für Arbeit und Verzehr) und nur 4% gehören dem Wildtierbestand an.
Der Mensch hat 3/4 der Landfläche und 60% der Meere bereits verändert. Zudem sind 85% der Feuchtgebiete verloren gegangen.
Beispiel: Feldhamster

Früher wurde er als „Plage“ bzw. „Parasit“ empfunden und gejagt. Es gab sogar Prämien für erlegte Feldhamster. Aber durch Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume (Landwirtschaft, Urbanisierung usw.) sind sie zu einem der am meisten gefährdeten Säugetiere Europas geworden.
Laut Weltnaturschutzunion ist die Art offiziell vom Aussterben bedroht.
Folgen
„Stirbt die Biene, dann stirbt der Mensch.“
Dieses Zitat, von dem immer noch spekuliert wird, ob es von Albert Einstein stammt, trifft genau den Kern der gesamten Thematik.
Unser Ökosystem ist aufgebaut wie ein Turm aus Bauklötzen mit uns Menschen an der Spitze. Wir ziehen allerdings mit der Zeit mehr und mehr Steine aus unserem Turm. Dadurch wird dieser aber instabiler, bis er irgendwann ganz zusammenbricht.
Wir zerstören unser eigenes Fundament, unsere Lebensgrundlage.
„Wir erodieren die eigentliche Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität.“
Hoffnung
In Deutschland machen z.B. der Wildkatzen- und der Kegelrobbenbestand Hoffnung. Letzterer hat sich, in der Ostsee, von 2.500 Exemplaren (80er-Jahre) auf 24.000 (Aktuell) gesteigert – Tendenz steigend.
International erholen sich auch der Tiger und Berggorillas.
Berggorillas im afrikanischen Regenwald vermehren sich dort prächtig, obwohl der weltweite Bestand zurückgeht.
Der Grund:
Lokale Ranger beschützen die Tiere vor z.B. Wilderern. Dies tun sie aber nicht aus schlechtem Gewissen oder Mitleid, sondern weil sich durch zunehmenden „Ökoturismus“ eine finanziell lukrative Nische entwickelt hat.
Auch die EU will sich beteiligen. Bis 2030 sollen „mindestens 33% der Schutzgebiete, also 10% der EU-Landflächen und 10% der EU-Meeresgebiete, streng geschützt werden.“
Trotzdem besteht Hoffnung! Es ist noch nicht zu spät – aber auch hier gilt:
Je länger wir warten, desto schwerer wird es.
Was können wir tun?
Auch wenn man manchmal meinen könnte, dass man als Einzelperson nichts ausrichten könnte, stimmt das im Bezug auf die Rettung der Artenvielfalt nicht.
Es gibt eine ganze Liste von Dingen, die man tun kann:
- Sich in Naturschutzgebieten an die Regeln halten
- Verstärkt Bioprodukte kaufen
- Beim Möbelkauf darauf achten, dass die Waren nicht aus Regenwaldholz bestehen
- Weniger Fleisch essen
- Fahrrad statt Auto fahren
- Insgesamt nachhaltiger Leben
Fazit
Obwohl jeder Einzelne etwas tun kann, brauchen wir eine globale Übereinkunft. Pflanzen und Tiere halten sich nicht an Ländergrenzen.
Leider aber stehen gerade die Länder den größten und wichtigsten Aufgaben gegenüber, die momentan am wenigsten dazu bereit sind, diese anzugehen (vgl. Regenwald – Brasilien).
Der Mensch hat das Problem geschaffen, hat also auch in der Hand es wieder zu lösen.