Dieser bekannte Graph zeigt den Stand der meisten Länder im Kampf gegen das Coronavirus (Covid-19). Allerdings hat das Diagramm einige versteckte und irreführende Aussagen, die ich im Folgenden einmal in vier Punkten erläutern werde.

1) Nur bestätigte Fälle
Es werden nur die bestätigten Covid-19 Fälle und nicht die tatsächlich infizierten Personen (Dunkelziffer) im Diagramm aufgeführt. Allerdings kann kein Land daran etwas ändern, da man nur durch Tests herausfinden kann, wie viele Menschen tatsächlich infiziert sind. Des Weiteren wird nicht nur der Ausbruch von Covid-19 dargestellt, sondern auch wie viel ein Land seine Bürger testet. Je mehr Tests, desto mehr bestätigte Fälle und desto steiler ist der Anstieg im Graphen.
Problematisch wird das bei ärmeren Ländern z.B. in Afrika oder Lateinamerika, die aus finanziellen und infrastrukturellen Gründen nicht in der Lage sind adäquat zu testen, sodass der Eindruck entsteht, dass diese Länder weitestgehend von der Pandemie verschont bleiben.
2) Logarithmische Achse
Die y-Achse (vertikal) ist eine logarithmische und nicht lineare Achse, wie sonst üblich. Das bedeutet, dass es nicht gleich große Abstände und Räume für die jeweilige Anzahl an Fällen gibt. Der Abschnitt an der y-Achse für Covid-19 Fälle wird immer kleiner, je weiter man nach oben geht.
Das Diagramm wächst auf der y-Achse nicht (wie linear) in gleichmäßigen Abständen, sondern multipliziert sich von Stufe zu Stufe mit dem Faktor 10.
100 -> 1.000 -> 10.000 -> 100.000


Wir betrachten fünf der Länder mit relativ großen Ausbrüchen und analysieren den Graphen am 17. März 2020. Es fällt auf, dass es im linken Diagramm (linear) speziell für Italien schlecht aussieht und die anderen vier verhältnismäßig gut dastehen.
Doch auf der Log-Skala kann man ein klareres Bild erkennen. Alle fünf Länder befinden sich auf dem gleichen Weg (exponentielles Wachstum). Ebenso wie die Pandemie wachsen die Linien im logarithmischen Graphen exponentiell.

Zum Vergleich: Der grüne und der orange Bereich in dem Diagramm entsprechen jeweils 100.000 Infizierten.
3) Populationsgröße wird ignoriert

Passt man die Diagramme an Covid-19 Fälle pro eine Million Menschen an, dann lässt die logarithmische Grafik es so aussehen, als ob auch kleine Länder wie z.B. Luxemburg einen großen Ausbruch haben.
Die USA haben eine wesentlich größere Population, sodass ihre Kurve etwas abflacht. Das Problem ist aber, dass die Größe eines Landes nicht die Wachstumsrate der Coronavirusfälle beeinflusst.
Des Weiteren gibt der Graph auch keine Auskunft darüber, ob und wie ein Land mit der Pandemie umgehen kann. Es werden nur kleinere Länder nach oben verschoben, sodass ignoriert wird, dass es in größeren Ländern Regionen gibt, die stärker betroffen sind als ein kleines Land wie Luxemburg. Diese Regionen werden allerdings unter dem Deckmantel einer dichtbevölkerten Nation im Diagramm „versteckt“. (vgl. New York, USA)
4) Keine einheitlichen Zeiträume
Die x-Achse (horizontal) bezieht sich nicht auf einheitliche Zeiträume (gleiches Datum), sondern wird in vergangenen Tagen seit 100 bestätigten Infektionsfällen angegeben.
Dadurch ist es nicht klar erkennbar, dass die Pandemie nicht alle Länder gleichzeitig, sondern hintereinander getroffen hat. Das Coronavirus breitet sich also immer mehr in der Welt aus, sodass sich – auch durch lokale Lockdown-Maßnahmen – die weltweiten Zentren der Pandemie phasenweise verschieben können.
Fazit
Als zu Beginn des Jahres 2020 einige Fälle in China gemeldet worden waren, hat die Weltöffentlichkeit ungläubig und mit fehlender Ernsthaftigkeit die Situation falsch eingeschätzt. Von der „Chinesischen Krankheit“ hat sich SARS-CoV-2 zu einer weltweiten Epidemie – einer Pandemie – entwickelt.
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